Nach diversen Veranstaltungen zum Thema „Afghanistan“ in der Vergangenheit hat die Junge Union Ostalb Ende Oktober in Ellwangen erneut einen gut besuchten Vortragsabend zur aktuellen sicherheitspolitischen Lage in Afghanistan auf die Beine gestellt.
Als Referenten konnte JU-Kreisvorsitzender Thomas Häfele im „Roten Ochsen“ den Dinkelsbühler Manfred Scholl begrüßen, der aufgrund seiner langen Zugehörigkeit zur Bundeswehr über Erfahrungen aus erster Hand verfügt. Scholl ist Oberstleutnant im Generalstab der Bundeswehr und Ende Juli von seinem zweiten Afghanistan-Einsatz zurückgekehrt.
In seinem Vortrag beleuchtete er die derzeitige Situation der Menschen in Afghanistan, die jüngste Entwicklung der Sicherheitslage sowie den Auftrag der Bundeswehr im Rahmen des multinationalen ISAF-Einsatzes. Dabei versuchte Scholl insbesondere auch auf die Frage einzugehen, welche Perspektiven es nach dem geplanten Komplettabzug der Truppen für eine selbsttragende Sicherheit in Afghanistan geben könne.
„Übergabe in Verantwortung“ als Leitmotiv der deutschen Afghanistanpolitik
Der für das Jahr 2014 geplante Abzug der ISAF-Truppen aus Afghanistan, durch den Präsident Karsai die volle Souveränität seines Landes wiedergewinnen wolle, rücke schließlich immer näher, hatte Thomas Häfele bereits zu Beginn der Veranstaltung betont.
Scholl erläuterte die veränderte Strategie der ISAF, mit der es zwar gelungen sei, mehr Präsenz in der Fläche zu zeigen und deutliche Fortschritte bei der Ausbildung von Armee und Polizei zu erzielen – auch im deutschen Verantwortungsbereich des Regionalkommandos Nord sei viel erreicht und die Sicherheitslage verbessert worden.
Dennoch blieben die Erfolge aber fragil. Hätten sich die Aufständischen vor einem Jahr noch in offenen Kämpfen den afghanischen und ISAF-Truppen gestellt, so hätten sie mit der Frühjahrsoffensive ihre Taktik verändert. Das zunehmende Vertrauen in die afghanischen Sicherheitskräfte und die Nachhaltigkeit der Friedenssicherung solle nun durch Morde und Anschläge gegenüber afghanischen Amtsträgern und Regierungsverantwortlichen untergraben werden.
Trotz allem aber gelte hervorzuheben: Erstmals seit Jahrzehnten sei es der jungen Generation in Afghanistan möglich, in Abwesenheit von Bürgerkrieg, Flucht oder Vertreibung aufzuwachsen. Es gebe spürbare Erfolge im Bildungssektor, in der wirtschaftlichen Entwicklung oder im Gesundheitssektor. Im Moment könne aber noch niemand genau abschätzen, welche Auswirkungen ein Abzug der ISAF-Truppen aus Afghanistan auf die Entwicklung des geschundenen Landes haben werde.