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18.11.2011, 17:00 Uhr

Ein Appell zum „Nein“-Sagen

Georg Brunnhuber und Peter Traub sprechen bei der Kundgebung des lokalen Bündnisses „Pro Stuttgart 21“

Das lokale Bündnis „Pro Stuttgart 21“ hat am Freitagabend zur Kundgebung auf dem Bahnhofsvorplatz gerufen und fast 100 Interessierte sind gefolgt. Der Bahnmanager und frühere CDU-Politiker Georg Brunnhuber ist auch gekommen, um die Bürger in seiner Geburtstadt auf den anstehenden Volksentscheid einzustimmen. „Wir wollen eine eindeutige Mehrheit, um zu zeigen, dass wir den Ausstieg ablehnen“, sagte er.

Rund 100 Teilnehmer liesen sich vom ehemaligen Bahnmanager Georg Brunnhuber in dessen Geburtsstadt Oberkochen auf den Volksentscheid und ein „Nein“ zum Kündigungsgesetz einstimmen. (Foto: Peter Hageneder)
Schwäbische Post - Wenige Minuten vor 17 Uhr sind nur vereinzelte Unterschriften auf dem Block gesammelt, den die Bündnis-Mitarbeiter auf einem Stehtisch auf dem Bahnhofsvorplatz ausgelegt haben. Die sollen in der nächsten Ausgabe der Stadtnachrichten abgedruckt werden und ein Signal Pro S 21 setzen. Deutlich mehr sind es schon, als Martin Balle wenige Minuten später die Kundgebungsteilnehmer am Mikrofon begrüßt. Unaufgeregt aber positiv gestimmt, sind doch pünktlich rund 100 Bürger gekommen, um zahlenmäßig Stärke zu zeigen.

Unaufgeregt spricht dann auch Georg Brunnhuber, der die Bürger vor allem motiviert zur Volksabstimmung zu gehen. Ungeachtet des geforderten Quorums, will er ein eindeutiges Abstimmungsergebnis mit „Nein“ zum Kündigungsgesetz. „In Baden-Württemberg gelten geschlossene Verträge. Egal wer regiert“, sagt Brunnhuber. Der Volksentscheid sei eine Möglichkeit, dies deutlich zu machen. Schließlich fuße das Bahnprojekt auf demokratischen Mehrheitsbeschlüssen, seit es 1989 einstimmig mit den Stimmen der Grünen im Stuttgarter Gemeinderat auf den Weg gebracht worden sei. Seit 1990 sei „S 21“ in 1447 Sitzungen Thema in politischen Gremien gewesen. „Man darf nicht die Demokratie malträtieren, bis die Mehrheit macht, was eine Minderheit will“, sagt er in Richtung der Projektgegner.

„Wir Schwaben sind Schaffer“, schwäbelt der Sonderbeauftragte der Deutschen Bahn AG. Deshalb wolle man S 21 als etwas Schönes und Modernes bauen, um in Baden-Württemberg auch weiterhin wirtschaftlich topp zu sein. Ohne S 21 werde auch die Neubaustrecke Ulm/Wendlingen nicht verwirklicht. Nun aber Kosten aufzuwenden, um Verträge aufzukündigen und dann nichts zu bekommen, „das kann man den Menschen nicht vermitteln“. Von S 21 profitiere schließlich auch die hiesige Industrie durch die bessere Anbindung an den Fernverkehr und den Stuttgarter Flughafen. Und auch für junge Arbeitnehmer auf der Ostalb sei die schnelle Verbindung in den Großraum Stuttgart wichtig: „Sie sind flexibler, kommen schneller dahin, wo Tausende Arbeitsplätze sind.“

Das hebt auch Oberkochens Bürgermeister Peter Traub hervor. Lange sei der vierspurige Ausbau der B29 und sogar ein Ausbau des Flughafens Elchingen diskutiert worden, für eine bessere Anbindung. „Genau das bringt jetzt S21.“ Traub zweifelt an den von Verkehrsminister Winfried Hermann genannten Ausstiegskosten von 350 Millionen Euro. Diese würden sicher höher ausfallen. Und selbst wenn nicht: „Wenn wir etwas ausgeben, ohne, dass Sie es wollen, machen Sie mir die Hölle heiß“, sagt das Stadtoberhaupt.

So einmütig die Stimmung ist, so gelassen bleibt der Bürgermeister, als ein paar Jugendliche vor dem nahestehenden Jugendtreff-Container mit spöttischem Jubel seinen Redefluss stören wollen. Schnell verlieren sie ihr Interesse daran. Und schon nach 30 Minuten endet auch die Kundgebung. Überzeugt werden muss unter den Anwesenden ohnehin niemand mehr. „Nur einen kleinen Intelligenztest hat die Landesregierung an den Volksentscheid gebunden“, spaßt Traub. Muss man doch mit „Nein“ stimmen, obwohl man für das Projekt ist.

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